Mal rausgehen

Martin Meyer • Nov. 19, 2020

Wie nutzt man eigentlich "freie" Zeit

Wie oft beschwert man sich eigentlich pro Jahr darüber, dass man zu viel zu tun habe, dass einem der ganze Stress zu viel wird, dass man überlastet ist. 10 mal, 50 mal, 365 mal? Es gab Jahre, in denen ich täglich Probleme hatte mein Pensum zu kontrollieren. Sei es als Student, der statt im Hörsaal auf der Trainerbank saß oder als Lebensgefährte, der die Nächte im Büro verbrachte. Aber es macht mir doch Spaß und ich erarbeite mir dadurch Chancen! war gerne eine Antwort auf die Frage, warum denn ausgerechnet ich diese oder jene Angelegenheit noch kurzfristig und bestenfalls gestern noch erledigen müsse.


Der Blick in den Rückspiegel macht mich nachdenklich. Wie viele Chancen habe ich denn erarbeitet und wie viele habe ich liegen gelassen. Chancen auf freie Zeit, auf gemeinsame Momente oder einfach mal auf Ruhe? Ich habe Stille immer geliebt. Zuhause in meinem Kinderzimmer saß der kleine Martin stundenlang auf seinem Autoteppich und spielte Stau, baute Legohäuser und riss sie kurz darauf wieder ab, weil neue Ideen im Kopf umherwuselten. Wie oft war ich alleine glücklich und beschäftigt. Ein Kind hat einmal in der Prisma (einer Fernsehzeitung) das Zitat zu Protokoll gegeben: "Wenn mir langweilig ist, spiele ich in meiner Phantasie." Was für eine tolle Einstellung. Einfach mal die beschäftigungslose Zeit akzeptieren und sich ein wenig treiben lassen. Keine Alltagsthemen, sondern Luftschlösser. Kein Termindruck, sondern entschleunigt spazieren.


Letzteres haben Jana und ich letztens getan. Wir waren draußen bei herrlichem Herbstwetter und haben Fotos von uns gemacht. Wir sind keine Profis, aber Glück einfangen können auch Amateure. Glück war für mich an diesem schönen Tag ein 8000 Schritte langer Spaziergang durch die Felder der Nachbarschaft und das metallische Klicken der Kamera, wenn ich sie wieder mal gezwungen habe sich zum hundertsten Mal umzudrehen und in die Linse zu grinsen.


"Freie" Zeit ist mir wichtig, doch sie zu nutzen gelingt mir noch zu selten. Mache ich mir dafür jetzt eine Checkliste? Setze ich mir eine Frist. Besser nicht, oder?

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