ALLE KICKEN MIT - oder?

Martin Meyer • Nov. 19, 2020

Warum viel geschafft und noch viel mehr möglich ist!

Meine Arbeit erfüllt mich mit Stolz und dass ich heute als aktiver Mitgestalter des Berliner Mädchenfußballs gelten darf, verschafft mir ein gutes Gefühl. Seit August 2016 bin ich als Projektleiter für das Mädchenfußballprojekt ALLE KICKEN MIT des Berliner Fußball-Verband e. V. am Ball und darf mich den ganzen Tag mit dem schönsten Sport der Welt befassen. Dabei stoße ich jedoch öfter als mir lieb ist auf die Grenzen dieses "Weltsports". Er ist nämlich genau genommen eine Welt für sich, in der es Frauen und Mädchen schwer haben die richtigen Türen selbst zu öffnen. Ohne Unterstützung Dritter lassen sich viele Tore nämlich weder schießen noch öffnen. Meine Aufgabe besteht im Klinkenputzen, Nachfragen bei Vereinen, Fordern von Unterstützung und Fördern von Sportangeboten. Wir bieten Schul-AGen im geschützten Raum für Mädchen an, organisieren Fußballcamps und Turniere. Mittlerweile qualifizieren wir Schülerinnen zu Junior-Coaches und verhelfen engagierten Frauen zur Teilnahme an C-Lizenz-Lehrgängen.


Und doch kommen wir in vielen Punkten nur langsam voran. Infrastruktur ist immer noch ein großes Problem, Platzkapazitäten "gehören" den Jungs, Wortführer im Club sind die Männer. Auch ich hadere ab und an mit meiner Rolle als Mann in einem Mädchenprojekt. Ich bin kein Rollenvorbild. Oder bin ich es vielleicht gerade deshalb? Schließlich bin ich ehrenamtlich in einem Frauen Sport Verein (Moabiter FSV) tätig und kann dort einiges an der Basis bewegen. Es wäre aber schön, wenn mehr Frauen in Vereinen und Verbänden die Prozesse (mit-)gestalten würden. Es ist doch mittlerweile erwiesen, dass Unternehmen unter weiblicher Führung andere und oftmals bessere Werte (sowohl moralische als auch unternehmerische) vorweisen können.


ALLE KICKEN MIT ist das Motto. Alltag ist es noch nicht und die Corona-Pandemie wirft uns in einigen Bereichen zurück. Der Verband startet mit Future BFV ein ambitioniertes Projekt zur Professionalisierung und Innovation der eigenen Arbeit und Strukturen. Dieser Ansatz ist in Zeiten unruhiger Vereine, die nach Einbeziehung lechzen, sicherlich vernünftig und kann wertvollen Input bringen. Bis alle Maßnahmen definiert und Ideen umgesetzt sind, wird es aber noch dauern. Am Ball bleiben ist die Devise, Kontakt halten zu Ehrenamtlichen und den Spielerinnen.  Schwer genug in einem Grundschulprojekt, das seine Zielgruppe (bis etwa 12 Jahre) nicht über die sozialen Medien erreichen dürfte (meistens ab 13 Jahren). Angebote vor Ort sind also gefragt und dazu bedarf es der Freigabe von Sport für die Kinder. An der frischen Luft in kleinen Gruppen aktiv sein, soll nicht so riskant sein, ohne dass ich selbst die wissenschaftliche Expertise für eine fundierte Einschätzung hätte. Viele Wege führen angeblich nach Rom, in Berlin wäre aber ein gemeinsamer zum Wohle des Sports ratsamer...


Foto: BFV

Share by: